Hatte die Pflegeinitiative nur Erfolg, weil die Pandemie den Notstand in der Pflege deutlich aufgezeigt hat? Nein, sagt Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des Pflegefachverbandes SBK, mit Nachdruck. Die Volksinitiative zur Stärkung der Pflege wurde vergangenen November vom Stimmvolk angenommen, sie wurde lange vor Corona initiiert. Die Pflegeinitiative verlangt mehr Personal in der Pflege und mehr Geld für die Pflegenden. Sie soll gemäss Vorschlag des Bundesrates in zwei Etappen umgesetzt werden, zuerst steht eine Ausbildungsoffensive im Fokus. Im Ring von BOXENBERN lieferten sich Yvonne Ribi, Geschäftsführerin SBK, und Gesundheitsexperte Felix Schneuwly einen verbalen Schlagaustausch unter der Leitung von Geri Staudenmann.
Rund fünfzig exklusiv und persönlich geladene Gäste versammelten sich zur 23. Ausgabe des Kultevents Schlagaustausch im Ring im Boxkeller von BOXENBERN. Die Kontrahenten nahmen kein Blatt vor den Mund. Gesundheitsexperte Felix Schneuwly anerkennt ohne Wenn und Aber den Handlungsbedarf bei der Pflege, aber ein Notstand sei das nicht, sagt er. «Wenn das Krisenmanagement an der Front (Ärzte, Pflegende – Anmerkung der Redaktion) gleich schlecht gewesen wäre wie das Krisenmanagement des Bundes, gäbe es viel mehr Tote». Damit bricht er auch eine Lanze für die Pflegenden. Mehr Geld sei nötig, sagt Felix Schneuwly, es muss aber lösungsorientiert eingesetzt werden. Aktuell gibt es einen kreativen Wildwuchs an Massnahmen der Arbeitgeber, um Pflegende möglichst im eigenen Haus zu behalten. Mehr Gehalt, gratis Mahlzeiten, mehr Ferien, weniger Arbeitsstunden für gleichen Lohn u.a.m.
Yvonne Ribi hat mit ihrem Engagement dazu beigetragen, dass die Initiative vor dem Souverän eine Mehrheit fand. Die Pflegenden seien müde und ausgebrannt nach der Pandemie. Sie schlägt hart aber fair: Die Patientensicherheit sei bei der aktuellen Situation nicht mehr uneingeschränkt gewährleistet. Die Pflege sei nur bedingt planbar, das liege in der Natur der Sache. Deshalb braucht es mehr Personal, das besser bezahlt wird. Meinrad Lienert, CMO Lindenhofgruppe, macht hier ein klares Statement: An der Qualität der Pflege rüttelt der Lindenhof nicht. Bevor es soweit kommt, schliesst der Lindenhof Betten, so dass stets genügend Personal auf den Stationen verfügbar ist. Dies führe dann dazu, dass nicht mehr alle PatientInnen aufgenommen werden können. Viele Pflegende verlassen den Beruf kurz nach der Ausbildung, suchen sich andere Tätigkeiten. Es geht darum, die Pflegenden im Beruf zu halten, einem attraktiven Beruf mit guten Arbeitsbedingungen.
Dass die Pflegeinitiative nicht gratis umgesetzt werden kann, ist allen bewusst. Allen voran den Krankenversicherern. santésuisse-Präsident Heinz Brand sagt klipp und klar, dass es Prämienerhöhungen geben werde. Dies war wohl nicht jedem Stimmbürger bewusst, der an der Urne «ja» gestimmt hat.
Der nächste Schlagaustausch im Ring findet während der Sommersession der Eidgenössischen Räte statt.
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN PFIZER, GROUPE MUTUEL UND VISTA AUGENKLINIKEN & PRAXEN FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG!
Bildergalerie