«Der Schlagaustausch im Ring ist ein Booster»…! Mit diesen Worten und einem Foto von Albert Rösti, neu gewählter Bundesrat, der noch im Juni dieses Jahres im Ring stand, begrüsste Geri Staudenmann die exklusive Gästeschar im einmal mehr ausgebuchten Boxkeller von BOXENBERN. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen und damit verbunden das elektronische Patientendossier spaltet die Geister, erhitzt die Gemüter und verlangt dennoch nach einer fairen und konstruktiven Diskussion. Wenn sich die Akteure nicht zusammenraufen, werden wir noch in zehn Jahren keinen Schritt weiter sein. Darüber ist sich die Branche einig. Die verbalen Schläge blieben somit bewusst aus. Digitalisierung und EPD erfordern eine sachliche und differenzierte Diskussion. Ob die Diskussion im Ring auch für das EPD ein Booster sein wird, wird sich zeigen.
Eine kurze Strassenumfrage zeigte: Die Bevölkerung ist auf der einen Seite zögerlich, misstraut dem Datenschutz, sieht aber auf der anderen Seite auch die praktische Seite eines elektronischen Patientendossiers. Wie es funktioniert, was man damit machen kann, ist jedoch wenig bekannt – eher durchwachsene Signale von der Strasse. Viel Arbeit steht an.
Kampagne soll Bevölkerung überzeugen
Nassima Mehira, Vizedirektorin BAG, Leiterin Direktionsbereich Digitale Transformation und Steuerung, ist überzeugt, das EPD hat seine Berechtigung. Auf der heutigen Basis muss das EPD weiterentwickelt werden. Nächste Schritte sind eine nationale Kampagne, die der Bevölkerung den Nutzen und den Gebrauch aufzeigen soll. Seit diesem Jahr sind nun alle Stammgemeinschaften aktiv. Zuerst soll der Impfausweis und der Medikationsplan integriert werden. Auf die Frage, weshalb heute die Schweiz nicht weiter sei, hat Nassima Mehira eine ehrliche Antwort: Die Interessen der Kantone, der Versicherer und der Spitäler sind schwer unter einen Hut zu bringen. Die Ärzteschaft hat Respekt davor, Daten im EPD zu speichern, die nicht für andere Augen bestimmt sind. Nassima Mehira’s Botschaft ist auch hier klar: Es sind nur behandlungsrelevante Daten ins EPD zu schreiben.
Selbstbestimmung hat Grenzen
Die Freiwilligkeit ist ein Problem. Das sagt Felix Schneuwly, Gesundheitsexperte und Vizepräsident Freiheitliches Bündnis Gesundheitswesen klipp und klar. Und langfristig soll die Freiwilligkeit auch aufgehoben werden. Er hat noch andere Ideen. Felix Schneuwly kann sich vorstellen, dass nur noch gem. KVG abrechnen kann, wer die Anforderungen in Sachen EPD erfüllt. In seinen Augen ist der Dialog zwischen den Akteuren schlechter geworden. Felix Schneuwly zieht Dänemark als Vergleich heran. Das EPD in Dänemark ist so ausgelegt, dass sämtliche Fachpersonen vollen Lese- und Schreibzugriff haben. Hingegen hat der Patient nicht die gleichen Rechte. Sehr skeptisch ist Felix Schneuwly gegenüber dem Ansatz, den das BAG nun fährt (Weiterentwicklung/Korrektur des Bestehenden). Er ist überzeugt, ein Neustart würde bessere Resultate zeigen und uns rascher vorwärts bringen. «Leider haben wir diese Kultur in der Schweiz nicht, wir bessern aus, korrigieren, das braucht viel Zeit», sagt er mit Bedauern.
Die Einladungen für den Schlagaustausch im Ring werden jeweils zu gegebener Zeit verschickt. Teilnahme nur auf persönliche Einladung und schriftlich bestätige Anmeldung.
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN PFIZER, GROUPE MUTUEL UND VISTA AUGENKLINIKEN & PRAXEN FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG!