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Referenzpreise bei Medikamenten – Gefährlicher Cocktail?

ExpertInnen: Dr. Axel Müller, Pius Zängerle

Der Bundesrat will den Medikamentenpreisen an den Kragen. Im Visier hat er vor allem die Generika und patentabgelaufene Medikamente. Generika sind in der Schweiz noch immer doppelt so teuer wie im Ausland. Ein so genanntes Referenzpreissystem soll gemäss Bundesrat Ersparnisse von rund 400 Millionen Franken pro Jahr bringen. Billigere Preise würde auch bedeuten, dass der Schweizer Markt für Hersteller weniger attraktiv ist. Schon heute fehlen Hunderte Medikamente in Apotheken und Spitälern. Billigere Preise werden zu weiteren Lieferengpässen führen, sagen die Hersteller und warnen eindringlich.

Der Vorschlag des Bundesrats stösst beim Verband der Generikahersteller Intergenerika auf Gegenwind. In den vergangenen Jahren hat die Pharmaindustrie bereits eine Milliarde Franken eingespart. Auch der Krankenversicherungsverband curafutura ist gegen das komplizierte Modell, befürwortet aber grundsätzlich Referenzpreise. Referenzpreis heisst, dass nur noch das günstigste Medikament von der Krankenversicherung vergütet wird. Die Differenz zu einem anderen Medikament müsste der Patient selbst bezahlen. Wenn der Patient dies nicht kann oder möchte, muss er laufend das Medikament wechseln.

Mehr Generika verkaufen

Die Preise sind nur ein Aspekt der laufenden Diskussion. Generika sind Nachahmerpräparate mit dem gleichen Wirkstoff wie die Originale und wesentlich günstiger. Es fehlen jedoch Anreize, mehr Generika abzugeben. Apotheker verdienen heute weniger, wenn sie ein günstiges Generikum abgeben. Das verleitet dazu, teurere Originalpräparate abzugeben. Es müssen Anreize geschaffen werden, dass Apotheker mehr Generika abgeben. Darüber sind sich Generika-Hersteller und Krankenversicherer im Grundsatz sich einig.

Noch mehr Lieferengpässe

Intergenerika-Geschäftsführer Axel Müller warnt eindringlich vor weiteren Preissenkungen. Dies könnte die Hersteller dazu bewegen, sich aus dem Schweizer Markt zurückzuziehen. Es würden dann noch weniger Medikamente zur Verfügung stehen. Heute werden aus Kostengründen bereits viele Substanzen in Asien hergestellt. Die Schweiz wie auch andere Länder in Europa sind abhängig von Fabriken in China, Indien und weiteren asiatischen Ländern. Die aktuellen Lieferengpässe von lebenswichtigen Medikamenten nehmen drastisch zu. Mit einem Referenzpreissystem würde die Situation nochmals verschärft.

 

Mit einem Referenzpreissystem wird der Patient gezwungen, laufend das Medikament zu wechseln. Aus medizinischer Sicht ist dies sehr gefährlich.

Axel Müller, Geschäftsführer Intergenerika

Dezember 2019

 

Unsere Beiträge bieten Ihnen hochwertige und verlässliche Informationen. Dafür stehen namhafte Expertinnen und Experten, sowie die journalistische Sorgfalt eines erfahrenen TV-Teams.

ExpertInnen:
Dr. Axel Müller, Geschäftsführer Intergenerika
Pius Zängerle, Direktor curafutura
Moderation:
Geri Staudenmann, Inhaber santémedia AG, Moderator medizinischer und gesundheitspolitischer TV-Sendungen
Produktion:
Amanda Epper, Leiterin Produktion, santémedia AG
Herausgeber:
santémedia AG, Bern, spezialisiert auf Kommunikation im Gesundheitswesen, realisiert seit 2001 eigene, redaktionelle medizinische und gesundheitspolitische TV-Sendungen und ist in der Schweiz Marktführerin in diesem Bereich.
Beitrag erstellt:
23.03.2020
Letzte Überprüfung:
22.01.2024

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