Im Interview mit Geri Staudenmann auf dem «Sofa Jaune» spricht der Schweizer Novartis-Präsident und Scienceindustries-Präsident Matthias Leuenberger über die Entscheide des Bundesrates rund um Corona, das neue Miteinander in der Pharmaindustrie und über die Herausforderungen, einen Impfstoff gegen Covid-19 zu entwickeln.
Drei grosse Herausforderungen sind gemäss Matthias Leuenberger bei der Entwicklung eines Impfstoffes zu meistern. Zuerst muss ein Impfstoff gefunden werden, der wirkt. Die zweite Herausforderung wird unterschätzt: Der Impfstoff muss umfangreich getestet werden, um sicherzustellen, dass es keine Nebenwirkungen gibt. «Man kann nicht hundert oder zweihundert Millionen Menschen impfen und dabei nicht sicher sein, dass nichts passiert», sagt Leuenberger. Die dritte Herausforderung ist die Produktion von genügend Impfstoff-Dosen. Leuenberger prognostiziert, dass Ende des kommenden Jahres genügend Impfstoff gegen Covid-19 vorhanden ist, um gefährdete Personen und auch Personen im Gesundheitswesen grossflächig zu impfen.
In der Sendung praxis gsundheit Spezial spricht Geri Staudenmann mit Matthias Leuenberger, Präsident Scienceindustries und Länderpräsident Novartis Schweiz über die Arbeit der Pharmaindustrie während der Corona-Pandemie.
Der Bundesrat hat gute Arbeit geleistet, das Gesundheitswesen hat gut funktioniert. Auch die Pharmafirmen haben rechtzeitig erkannt, dass sie jetzt gefordert sind und von ihnen Lösungen verlangt werden.
Matthias Leuenberger, Präsident Scienceindustries und Länderpräsident Novartis Schweiz
Bundesrat hat die Krise gut gemeistert
Matthias Leuenberger präsidiert auch Scienceindustries, den Schweizer Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences. Mitglieder sind rund 250 grosse und kleinere Firmen im Pharma-, Chemie- und Agrobereich. Rund hundert Milliarden Franken, die Hälfte aller Schweizer Exporte, kommen von den Mitgliedern von Scienceindustries. Lobende Worte findet der Präsident für die Entscheide des Bundesrates in der Corona-Krise. Der Vorstand habe die Weitsicht und die pragmatische Vorgehensweise des Bundesrates positiv bewertet. Rückwirkend zu kritisieren, wenn man alles weiss, sei einfach «billig», meint Leuenberger.
Pharma spannt zusammen
Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass grosse Pharmafirmen zusammenarbeiten. In einer konzertierten Aktion und auf Initiative der Bill & Melinda Gates Foundation beispielsweise arbeiten siebzehn Pharmafirmen gemeinsam daran, Wirkstoffe zu finden, um das Virus zu bekämpfen. Dazu sind beispielsweise Medikamente notwendig, welche die Ausbreitung des Virus im Körper verlangsamen. Dann hat das menschliche Immunsystem eine Chance, das Virus zu bekämpfen. Einige Firmen testen bereits. Auch Novartis und Roche haben Produkte in der Testphase, die auf einer anderen Ebene wirken.
8. Juni 2020