Die Schweiz ist bekannt für ihre Medtech-Industrie, besonders auch in der Herstellung von künstlichen Gelenken. Zu den traditionsreichsten Unternehmen in diesem Bereich gehört die Firma Mathys in Bettlach. Ihr CEO Benjamin Reinmann gibt auf dem Sofa Jaune bei Geri Staudenmann einen spannenden Einblick in die Geschichte von Mathys, die technische Entwicklung, seine Sicht auf das Schweizer Gesundheitswesen und weshalb trotz aller Digitalisierung Medtech ein People-Business ist.
In der Schweiz 1946 vom damaligen Inhaber Robert Mathys Senior gegründet, gehört die Firma Mathys heute zu den bekannten Herstellern von Gelenken, weltweit. CEO Benjamin Reinmann steht dem Traditionsunternehmen seit rund sieben Jahren als CEO vor. Heute sind sie spezialisiert auf die so genannten grossen Gelenke Hüfte, Knie und Schulter. Mathys produziert seine Gelenke nach wie vor selbst. Der Erfolg von Mathys gründet auf die Zusammenarbeit zwischen Mathys und dem bekannten Chirurgen Prof. Maurice E. Müller. Gemeinsam entwickelte man ab den 1950-Jahren Instrumente, später kam die Entwicklung von Gelenkersatz dazu, verschiedene Materialen wurden getestet, Instrumente zum schonenden Einsatz von Gelenken entwickelt. Heute stehen mit der Digitalisierung neue, immer schonendere und präzisere Operationstechniken zur Verfügung. Mathys unterstützt ihre Kunden – schlussendlich geht es darum, dem Patienten möglichst schonend und ohne grossen Knochenverlust ein neues Gelenk einzusetzen.
Herausforderung Zugang EU
Wie für viele Firmen in der Schweiz ist der Wegfall des Zugangs zur EU ein «Drama», wie es Benjamin Reinmann nennt. Doch dadurch, dass Mathys über eigene Produktionsstätten in Deutschland verfügt, haben sie über die dortige Vertretung Zugang zur EU. Für viele Firmen, darunter auch Zulieferer, ist der grundsätzlich fehlende Zugang ein grosses Problem. Mathys gehört seit einigen Jahren zur amerikanischen Enovis, etabliert auf dem amerikanischen Markt. Mathys war es somit möglich, sich in den USA zu etablieren, auf der anderen Seite profitierte Enovis vom Zugang von Mathys in die restliche Welt.
Das Gelenkersatz-Geschäft ist ein People-Business
Benjamin Reinmann, CEO Mathys AG Bettlach, erläutert, wie wichtig Kundennähe ist und wie sie den Arzt direkt unterstützen mit den Implanten, in der Technologie oder auch im Instrumentarium zum Einsetzen von Gelenken.
Keine Rede von Kostenexplosion im Schweizer Gesundheitswesen
Die Kosten steigen, von einer Kostenexplosion kann jedoch keine Rede sein, sagt Benjamin Reinmann. Denn: in den vergangenen zehn Jahren habe sich das Kostenwachstum halbiert. Das belegen Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Zu den Kostentreibern hat er eine differenzierte Haltung. Auf der einen Seite steht das Bevölkerungswachstum im Vordergrund. Ein weiterer Punkt ist die demografische Entwicklung. Ältere Menschen können und wollen heute lange aktiv sein. Medizinische Möglichkeiten können den Bedürfnissen Rechnung tragen. Zudem ist der technologische Fortschritt nicht aufzuhalten. In diesem Sinne sieht er die Medtech-Branche nicht explizit als Kostentreiberin.
Angesprochen auf die neue Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider wünscht sich Benjamin Reinmann, dass man nun endlich in einen echten Dialog tritt und die Probleme gemeinsam löst.
