Der Pflegeberuf ist belastend, oft auch emotional. Nicht alle Patientinnen und Patienten haben eine Chance, wieder gesund zu werden. Damit müssen Pflegende umgehen. Wie schafft man es, sich emotional abzugrenzen von Schicksalen? Wie schaffen Pflegende den Spagat zwischen Beruf und Privatleben, ist dies überhaupt miteinander vereinbar? Welche Ideen haben Pflegende, die ihren Beruf lieben und täglich mit Herzblut ausüben, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken? Und wie gehen sie damit um, dass ihr Beruf ein schlechtes Image hat? santemedia hat auch im zweiten Teil der Reportage drei Pflegende in Berner Spitälern begleitet.
Die Welt der Pflegenden ist geprägt von körperlicher und emotionaler Belastung. Das ist das Bild, das gegen aussen und in den Medien oft vermittelt wird. Fragt man Pflegende, wie sie ihren Beruf wahrnehmen, sind ganz andere Aussagen auf dem Tisch: Der Pflegeberuf bietet enorm viel Abwechslung, Verantwortung, Zufriedenheit, Anerkennung und Dankbarkeit von Patientinnen und Patienten. Es stellt niemand in Frage, dass der Fachkräftemangel schwierig ist und zusätzlich fordert. Freizeit, Sport, Hobbies – ein guter Ausgleich zur Arbeit im Spital – und Verständnis der Familie, des Partners, sind wichtig, um im Pflegeberuf bestehen zu können.
Fachkräftemangel auch wegen schlechtem Image
Der Pflegeberuf wird permanent «schlecht» gemacht. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, dass viele junge Menschen diesen vielseitigen und verantwortungsvollen Beruf nicht in Betracht ziehen. Es schliessen viel zu wenig Pflegende die Ausbildung ab, als dass alle Stellen, die offen sind, auch besetzt werden können. Zudem haben viele Pflegende den Beruf verlassen, haben sich anders orientiert – ein Teufelskreis und eine grosse Herausforderung. Michèle Aeschbacher, eine der Pflegenden, die santemedia begleitet hat, sagt es unmissverständlich: «Dass unser Beruf in den Medien so negativ dargestellt wird, macht es sehr schwierig. Im Alltag erlebe ich dies ganz anders. In diesem Job kommt sehr viel Wertschätzung von Patienten und Angehörigen zurück!» Aus Sicht der Pflegenden, die ihren Beruf lieben und mit Leidenschaft ausüben, müssten viel mehr Stimmen von Pflegenden zu hören sein, die ihren Beruf lieben, die Gutes zu sagen haben. Auch ist den Pflegenden sehr wohl bewusst, dass Spitäler heute mit grossen, finanziellen Problemen zu kämpfen haben. Ein Patentrezept gegen die Schwierigkeiten haben auch sie nicht. Doch sie lieben ihren Beruf und setzen sich täglich für die hervorragende Betreuung ihrer Patientinnen und Patienten ein.
Im Beitrag praxis gsundheit «Faszination Pflege – Reportage Teil 2» erzählen die drei Pflegefachfrauen Eliane Eichenberger, Pflegeexpertin Siloah, Julia Fankhauser, Stv. Abteilungsleiterin Pflege Innere Medizin Lindenhofspital, und Michèle Aeschbacher, Berufsbildungsverantwortliche Kinderklinik bei Insel Gruppe, wie sie tagtäglich mit Herzblut ihren Beruf ausüben, was sie zum schlechten Image des Pflegeberufs sagen und welche Ideen sie selbst gegen den Fachkräftemangel in der Pflege haben.
Wenn ich nochmals einen Beruf aussuchen könnte, würde ich mich wieder genau gleich entscheiden
Julia Fankhauser
Stv. Abteilungsleiterin Pflege Innere Medizin Lindenhofspital