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Impfzwang bei Pflegepersonal kontraproduktiv

ExpertInnen: Marianne Pfister

Frankreich und auch andere Länder führen eine Impfpflicht für das Pflegepersonal ein. In der Schweiz ist das keine Option. Für die breite Bevölkerung gibt es keinen Impfzwang und auch Pflegende sind ein Teil der Bevölkerung. Diese Haltung vertritt die Geschäftsführerin von Spitex Schweiz. Trotzdem ist sie der Ansicht, dass sich Pflegende impfen lassen sollen. Gemäss eigener Schätzung haben sich 50 bis 80 Prozent der Spitex-Mitarbeitenden impfen lassen. Bringen nicht geimpfte Pflegende damit ihre Patienten in Gefahr? Über mögliche Gründe der Verweigerung, über Motivation und über das, was die Spitex in Coronazeiten leistet, spricht Geri Staudenmann mit der Geschäftsführerin von Spitex Schweiz, Marianne Pfister, auf dem Sofa Jaune im Studio von santemedia.

Mit rund 40’000 Mitarbeitenden betreut die Spitex rund 312’000 Klientinnen und Klienten in der ganzen Schweiz, in der Grossstadt bis ins hinterste Bergtal, «fast organisiert wie die Post», meint Marianne Pfister. Während Corona war die Situation für die Mitarbeitenden enorm anspruchsvoll. Sie betreuten Covid-Patienten, welche nicht hospitalisiert werden mussten, Patienten, die das Spital wegen Platzmangel verlassen mussten oder Long-Covid-Patienten. Auch haben die Spitex-Organisationen in Impf- und Testzentren mitgearbeitet oder haben in einzelnen Kantonen zu Hause Impfungen verabreicht an Patienten, die nicht mobil sind.

Impfzwang für Pflegende würde die Situation beim Fachkräftemangel nochmals verschärfen, es könnte zu einer Kündigungswelle kommen.

Marianne Pfister, Geschäftsführerin der Spitex Schweiz

Kaum Ansteckungen dank permanenter Schutzkonzepte

Ob mit oder ohne Corona-Pandemie – Spitex-Mitarbeitende halten sich an strenge Schutzmassnahmen. Denn sie besuchen bis zu zehn Haushalte täglich. Gemäss Marianne Pfister gab es bisher kaum Ansteckungen. Selbstverständlich befürwortet die Spitex-Führung die Impfung und motiviert Mitarbeitende durch Überzeugungsarbeit und Aufklärung. Die Spitex sieht aber davon ab, Druck auszuüben. Ein Impfzwang wäre kontraproduktiv, denn die Schweiz ist auf Pflegende angewiesen. Es herrscht bereits jetzt ein latenter Mangel an Fachkräften. Marianne Pfister sagt unmissverständlich, dass ein Impfzwang zu einer Kündigungswelle beim Pflegepersonal führen könnte.

Die Gründe für die Impfverweigerung beim Pflegepersonal seien wohl nicht anders als bei der breiten Bevölkerung, und Pflegende seien nicht kritischer als der Durchschnitt der Bevölkerung, sagt Marianne Pfister. Vorbehalte gegen die Impfung gibt es auch bei Spitex-Mitarbeitenden aus unterschiedlichsten Gründen und über alle Altersstufen hinweg. Schlussendlich muss der Wille eines jeden einzelnen respektiert werden und die Impfung kritisch zu hinterfragen ist legitim.

Mariann Pfister sagt freimütig, dass es immer wieder Klienten gäbe, die nur von geimpften Spitex-Mitarbeitenden betreut werden wollen. Hier kommen die strengen Schutzkonzepte zum Tragen, die auch ohne Impfung Klienten und Mitarbeitende gleichermassen schützen.

Spitex Schweiz ist der nationale Dachverband der Schweizer Nonprofit-Spitex. Der Verband hat 24 Spitex-Kantonalverbände. Den Kantonalverbänden sind die nahezu 500 lokale gemeinnützige Organisationen der ambulanten Pflege angeschlossen. Insgesamt beschäftigt die Nonprofit-Spitex über 40’000 Mitarbeitende. 

 

Unsere Beiträge bieten Ihnen hochwertige und verlässliche Informationen. Dafür stehen namhafte Expertinnen und Experten, sowie die journalistische Sorgfalt eines erfahrenen TV-Teams.

ExpertInnen:
Marianne Pfister, Geschäftsführerin Spitex Schweiz
Moderation:
Geri Staudenmann, Inhaber santémedia AG, Moderator medizinischer und gesundheitspolitischer TV-Sendungen
Produktion:
Grazia Siliberti, Mitglied der Geschäftsleitung
Herausgeber:
santémedia AG, Bern, spezialisiert auf Kommunikation im Gesundheitswesen, realisiert seit 2001 eigene, redaktionelle medizinische und gesundheitspolitische TV-Sendungen und ist in der Schweiz Marktführerin in diesem Bereich.
Beitrag erstellt:
16.07.2021
Letzte Überprüfung:
15.06.2023

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