Fokus auf Versorgung, umsetzbare, mehrheitsfähige und vor allem weniger Reformen, mutige Entscheide fällen, entschlacken, vereinfachen, gute und nützliche Regulierungen, die echten Probleme anpacken – das sollte die/der neue Gesundheitsminister/in verkörpern. Im Ring für einmal vier Kontrahenten: Fridolin Marty, Philippe Luchsinger, Marianne Pfister und Bernhard Pulver. Der Anlass: das Ende Ära Gesundheitsminister Alain Berset. Der 29. Schlagaustausch im Ring von BOXENBERN war mit 70 Gästen komplett ausgebucht, die persönlich und exklusiv geladenen Gäste freuten sich über knackige Statements und mehr als nur einen Lacher.
Die ausserordentliche, verbale Trainingsrunde startete mit dem Video-Einspieler von Bundesrat Berset in seiner Funktion als bundesrätlicher Raver an der Streetparade 2023: volksnah, «einer von uns», wie man ihn in den vergangenen zwölf Jahren kannte. Bundesräte gehören unters Volks, das hat Tradition in der Schweiz, die Runde im Ring war sich fast einig. Nur Insel-VRP Bernhard Pulver sah die Sache etwas anders. Das Ziel eines Magistraten müsse primär sein, gute Lösungen zu finden, das sei «ein Chrampf». Doch reicht die Nähe zum Volk? Wie nah ist Bundesrat Berset den Akteuren im Gesundheitswesen? Nähe, zuhören und mehrheitsfähige Lösungsfindungen in der Gesundheitspolitik werden dem amtierenden Gesundheitsminister von der namhaften Runde im Ring definitiv nicht attestiert.
Dass die Tarife im ambulanten Bereich zu niedrig sind, zeigt sich Jahr für Jahr mit Millionenverlusten. Aus ökonomischer Sicht müssten die Spitäler medizinisch völlig unsinnig mehr stationär behandeln, um kostendeckend arbeiten zu können. Kosten vs Prämien, eine weitere Grossbaustelle. Weil nur immer über Kosten gesprochen wird, wird Reform über Reform an die Hand genommen, die Bürokratie nimmt immer grössere Ausmasse an, die Probleme werden aber nicht gelöst. Bernhard Pulver stellt in den Raum, ob wir nicht das System der unsozialen Kopfprämien überdenken sollten.
Für Fridolin Marty ist es nun an der Zeit, nach Jahren des SP-geführten EDI den Fokus zu ändern. Er traut einem Bürgerlichen eher zu, sich von alten Mustern zu lösen und endlich die effiziente Versorgung in den Fokus zu stellen und nicht die Kosten. Er befürchtet natürlich, dass die Bürgerlichen sich das «nicht antun» wollen. Er moniert auch die falschen Regulierungen der vergangenen Jahre und nennt Regulierungen, die beispielsweise fehlen, wie die Digitalisierung. Damit und mit der «Entschlackung» des KVG habe der neue Bundesrat mehr als genug zu tun.
Für Marianne Pfister ist es besonders stossend, dass nicht zugehört wird. Es gehe nur miteinander. Parallelstrukturen aufzubauen bringe nichts. Es sei notwendig, gemeinsam abzusprechen, wer macht was. Im Gegensatz zu anderen Akteuren haben die Haus- und Kinderärzte in den vergangenen Jahren profitiert, sie wurden einbezogen, das sagt Hausärzte-Präsident Philippe Luchsinger. Die Hausarzt-Initiative hat vieles ausgelöst. Folge war ein Gegenvorschlag mit einem Masterplan Hausarztmedizin, der mit einem sehr hohen Ja-Stimmenanteil von Volk angenommen wurde.
Statements im Video aller Akteure im Ring und Felix Schneuwly zu den zwei Fragen:
– Erwartungen an die/den neue/n Gesundheitsminister/in?
– Was soll sie/er als erstes anpacken?
- Philippe Luchsinger, Präsident Haus- und Kinderärzte Schweiz
- Fridolin Marty, Leiter Gesundheitspolitik economiesuisse
- Marianne Pfister, Co-Geschäftsführerin Spitex Schweiz
- Bernhard Pulver, Verwaltungsratspräsident Insel Gruppe, Ständeratskandidat Grüne/BE
- Felix Schneuwly, Gesundheitsexperte comparis.ch
Link auf Bildergalerie
Die Einladungen für den Schlagaustausch im Ring werden jeweils zu gegebener Zeit verschickt. Teilnahme nur auf persönliche Einladung und schriftlich bestätige Anmeldung.
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN PFIZER, GROUPE MUTUEL UND VISTA AUGENKLINIKEN & PRAXEN FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG!
Wo aus Gründen der Lesbarkeit nur die männliche Form genannt ist, sind immer beide Geschlechter gemeint.