Am 24. November wird in der Schweiz über EFAS, die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen, abgestimmt. Ziel von EFAS ist es, die Finanzierung für beide Behandlungsformen gleich zu gestalten. Über die möglichen Auswirkungen von EFAS auf die Patientinnen, Patienten und das Gesundheitssystem diskutieren Ursula Zybach, Nationalrätin SP/BE und Präsidentin Spitex Verband Kanton Bern, und Reto Wyss, Generalsekretär Ökonomie, Schweizerischer Gewerkschaftsbund (SGB), unter der Leitung von David Staudenmann.
Bei stationären Behandlungen, wie einem zweitägigen Spitalaufenthalt, tragen die Krankenkassen heute 45 Prozent der Kosten, die Kantone 55 Prozent. Bei ambulanten Behandlungen hingegen übernimmt die Krankenversicherung 100 Prozent der Kosten. Da immer mehr Eingriffe ambulant durchgeführt werden, belastet das die Krankenkassen und Prämienzahlenden zunehmend. Dies schafft für die Versicherungen wenig Anreize, den Trend zu günstigeren ambulanten Behandlungen zu fördern. EFAS will dies durch eine Anpassung der Kostenteilung ändern.
Im Studio von santemedia diskutieren unter der Leitung von David Staudenmann Ursula Zybach, Nationalrätin SP/BE und Präsidentin Spitex Verband Kanton Bern sowie Reto Wyss, Generalsekretär Ökonomie Schweizerischer Gewerkschaftsbund (SGB)
Faire Finanzierung und bessere Pflege
Die derzeitige Aufteilung der Gesundheitskosten führt zudem zu Fehlanreizen: Möchte ein Krankenversicherung Prävention fördern, trägt sie die Kosten allein, was wiederum die Prämienzahler belastet. EFAS soll hier Abhilfe schaffen, indem es die Zusammenarbeit zwischen Kantonen und Krankenversicherungen verbessert und die integrierte Versorgung stärkt – ein Modell, das langfristig sowohl für Patienten als auch für das gesamte Gesundheitssystem entlastend wirken könnte.
Langzeitpflegekosten spielen eine zentrale Rolle: Eine gerechtere Finanzierung integriert die Langzeitpflege besser und sichert den Zugang sowie die Pflegequalität für ältere Menschen. EFAS plant die Einführung eines kostendeckenden, einheitlichen Tarifs für die Langzeitpflege, der auch die Palliativpflege einschliesst und eine nachhaltige Versorgung gewährleisten soll.
Reto Wyss äussert jedoch Bedenken und argumentiert, dass EFAS zu viele Risiken für Patienten und das gesamte Gesundheitssystem bergen könnte. Er sieht in der einheitlichen Finanzierung nicht nur eine potenzielle finanzielle Belastung für die Versicherungen, sondern auch eine mögliche Gefährdung der Versorgungsqualität. Reto Wyss befürchtet, dass die neue Kostenteilung zwischen Kantonen und Versicherungen Anreize schaffen könnte, weniger in präventive und qualitativ hochwertige Behandlungen zu investieren. Dies könnte dazu führen, dass der Fokus stärker auf Kostensenkungen als auf die Gesundheit der Patientinnen und Patienten gelegt wird.
Pro-Lager sieht Vorteile für Patienten und System
Ursula Zybach befürwortet EFAS klar und ist überzeugt, dass die Reform den Patienten Vorteile bringt, indem mehr Behandlungen ambulant durchgeführt werden können. Dies ist für den Patienten vorteilhafter und angenehmer. Die Versorgungsqualität wird verbessert. Zudem werden die Kosten besser kontrolliert und das Prämienwachstum wird gedämpft.
EFAS – Wegweiser für die Zukunft?
Die bevorstehende Abstimmung über EFAS könnte das Gesundheitswesen in der Schweiz grundlegend verändern. Während die Befürworter der Reform eine Verbesserung der Patientenversorgung und eine nachhaltige Kostenreduzierung erwarten, äussern Kritiker Bedenken hinsichtlich der Qualität und der potenziellen Risiken für die Patienten. Die Entscheidung der Schweizer Stimmbevölkerung wird entscheidend dafür sein, wie die Finanzierung von Gesundheitsleistungen in Zukunft gestaltet wird.