Asbest bezeichnet eine Gruppe von mineralischen Fasern, die in bestimmten Gesteinen vorkommen. In der Schweiz wurde Asbest bis Anfang der 1990er Jahre häufig als Baumaterial verwendet. Bereits geringste Mengen eingeatmeter Asbestfasern können zu Erkrankungen mit Todesfolge führen. Seit 1990 ist die Verwendung von Asbest in der Schweiz verboten. «praxis gsundheit» zeigt neben den medizinischen Aspekten von Asbest auch auf, wo Betroffene und Angehörige Hilfe erhalten.
Es begann mit Husten. Ein Husten, der weder mit Hustensirup noch mit anderen gängigen Medikamenten wegzubringen war. Nach mehreren Wochen dann wurde Franz Thoma, der Ehemann von Elisabeth Krüsi Thoma, vom Hausarzt untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass sich Wasser zwischen Lungen und Zwerchfell angesammelt hatte. Nach weiteren Untersuchungen und Proben wurde die Lungenkrankheit malignes Pleuramesotheliom diagnostiziert. Das maligne Pleuramesotheliom ist ein aggressiv wachsender Tumor, ausgehend vom Brustfell.
Als Kind in Kontakt mit Asbest
Es stellte sich die Frage, wo Franz Thoma in Kontakt mit den tödlichen Fasern von Asbest gekommen war. Die Antworten sind vermutlich in der Kindheit zu finden. Franz Thoma wuchs über einer Schreinerei auf. Als Kind spielte er dort mit Materialien, die herumlagen. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass Franz Thoma die Asbestfasern dort eingeatmet hat. Die sogenannte Inkubationszeit, d.h. der Zeitpunkt vom Kontakt mit Asbest bis zum Ausbruch der Krankheit, kann bis zu 40 Jahre betragen. Franz Thoma wurde operiert und erhielt Bestrahlungen und Chemotherapien. Seine Lebensqualität war in den ersten 18 Monaten sehr gut. Die Familie hielt zusammen. Sie lebten die schwierige Zeit vor dem Tod von Franz Thoma nach dem asiatischen Sprichwort «Die Zeit bis zum Lebensende ist gleich lang, ob man sie lachend oder weinend verbringt». Die Familie hat sich für den positiven Ansatz entschieden. Allmählich ging es ihm schlechter und weitere Therapien waren nicht mehr möglich. Nach 34 Monaten schlief Franz Thoma zu Hause im Kreis seiner Familie ein.
Stiftung EFA hilft unkompliziert
Auch durch Freunde wurde Frau Krüsi Thoma ermutigt, sich bei der «Stiftung Entschädigungsfonds für Asbestopfer» EFA zu melden. Die Stiftung wurde vor zwei Jahren von Schweizer Unternehmen, Verbänden und Sozialpartnern gegründet. Ziel der Stiftung ist es, Asbestopfer und deren Angehörige schnell und unkompliziert zu unterstützen.
In der Sendung praxis gsundheit «Asbest – tödliche Folgen» spricht David Staudenmann mit Prof. Dr. Isabelle Schmitt-Opitz, Leitende Ärztin Klinik für Thoraxchirurgie Universitätsspital Zürich, und mit Elisabeth Krüsi Thoma, Angehörige eines Asbestopfers, über Asbest und darüber, wie eine Familie mit der Diagnose einer tödlichen Krankheit umgeht, und wo es Hilfe gibt.
Asbestopfer kennen ihre Endlichkeit etwas genauer
Elisabeth Krüsi Thoma, Angehörige eines Asbestopfers
Trotz der meist tödlichen Krankheit und des grossen Leids trifft man heute noch auf asbesthaltige Werkstoffe. Dabei handelt es sich um Altlasten, die vor allem bei Umbau- und Renovationsarbeiten zum Vorschein kommen. Die Gefahr besteht, dass bei solchen Arbeiten Asbestfasern freigesetzt werden und die kleinen Fasern beim Einatmen in die Lunge gelangen. Aufgrund dieser langen Inkubationszeit erkranken heute noch Menschen, die schon vor vielen Jahren mit Asbest in Berührung kamen.
Juni 2019