Gesundheitswesen und Finanzen werden oft im gleichen Atemzug genannt. Im Kanton Bern kostet das Gesundheitswesen rund 1,7 Milliarden Franken, noch mehr Geld wird für die Soziale Sicherheit und die Bildung ausgegeben. Der Kanton Bern bemüht sich erfolgreich, Firmen im Medizinalbereich anzuziehen, die im Kanton ein gutes Umfeld finden.
Das Gesundheitswesen hat zwei Seiten. Auf der einen Seite sind es die steigenden Kosten, auf der anderen Seite ist die Anspruchshaltung der Bevölkerung sehr gross. Das hat Regierungsrätin Beatrice Simon in ihrem früheren Berufsleben als Leiterin der Geschäftsstelle einer Krankenkasse immer wieder erlebt. Wer krank ist, will die beste Behandlung und zwar sofort. Sie selbst versucht, nicht sofort zum Arzt zu rennen, sondern beispielsweise zuerst in einer Apotheke Rat zu suchen. Sie ist überzeugt, im Kleinen und mit Eigenverantwortung kann viel getan werden, damit die Kosten nicht weiter explodieren.
Die Finanzlage des Kantons Bern bezeichnet Beatrice Simon als angespannt. Es sind keine Mittel oder Überschüsse vorhanden, um Steuern zu senken oder mehr auszugeben. Das Korsett sei sehr eng, sagt sie. Trotzdem seien die Finanzen im Kanton Bern stabil. Der Kanton Bern verfügt über einen Ausgabenbudget vom rund zwölf Milliarden Franken. Der grösste Posten ist mit drei Milliarden Franken die Bildung, danach folgt die Soziale Sicherheit mit 2,7 Milliarden und erst an dritter Stelle das Gesundheitswesen mit 1,7 Milliarden.
Attraktiver Medizinalstandort
Der Kanton Bern bemüht sich seit einigen Jahren intensiv, Firmen im Bereich Medizin, Medtech u.a. anzuziehen. Dies mit Erfolg. Neustes Beispiel ist sitem-insel, das erste Zentrum für Translationale Medizin und Unternehmertum, das nicht nur schweizweit, sondern weltweit einzigartig ist. Ziel ist es, dass Forschung möglichst rasch dem Patienten zu Gute kommt. In sitem-insel, dessen Gebäude auf dem Campus des Inselareals steht, kommen verschiedenste Firmen und die Universität an einem Ort zusammen. Sie forschen, tauschen Wissen aus, bringen Produkte rasch zu Marktreife und auf den Markt. Der Kanton Bern hat sich bisher mit rund 30 Millionen Franken engagiert, eine Anfangsinvestition, die sich auszahlt. Mit diesen und anderen Projekten macht sich der Kanton Bern einen Namen. Firmen im Medizinalbereich oder Start-Ups, die einen Standort suchen, finden in Bern bereits ein Netzwerk und gute Bedingungen. Dies generiert mehr Steuereinnahmen. Gemäss Beatrice Simon sind es kleine Schritte, aber es geht vorwärts.
Geri Staudenmann empfängt im Studio von santemedia.ch die Finanzdirektorin des Kantons Bern, Regierungsrätin Beatrice Simon. Beatrice Simon spricht darüber, wie sie sich selbst verhält, wenn sie krank ist, wie sie das Gesundheitswesen aus finanzieller Sicht sieht und welche Wünsche sie an den Bund hat.
Ich wünsche mir, dass Bund und Kantone auf Augenhöhe miteinander reden und der Bund nicht einfach Aufgaben an die Kantone delegiert
Regierungsrätin Beatrice Simon, Finanzdirektorin des Kantons Bern
Sitz im Ständerat angestrebt
Simon kandidiert bei den kommenden Wahlen im Herbst für den frei werdenden Berner Sitz im Ständerat. Als Finanzdirektorin stellt sie fest, dass der Bund von den Kantonen immer mehr verlangt. Entscheide, die der Kanton «ausbaden» muss, so Simon. Im Ständerat würde sie sich dafür einsetzen, dass zwischen dem Bund und den Kantonen auf Augenhöhe diskutiert werden kann, was sie heute vermisst.
Juni 2019