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Reserven der Krankenversicherer: horten oder zurückzahlen an die Prämienzahler?

ExpertInnen: Flavia Wasserfallen, Heinz Brand

Live und erstmals seit Dezember 2019 wieder mit Gästen im Boxkeller: der verbale Schlagaustausch im Ring von BOXENBERN geht in die 21. Runde! Es geht um viel Geld. Die Krankenversicherer horten über 11 Milliarden Franken Reserven. Das Geld gehört den Versicherten. Ob und wie die Gelder abgebaut werden sollen und welche Konsequenzen das hat, darüber herrscht grosse Uneinigkeit in der Politik und der Branche selbst. Etliche Krankenversicherer haben bereits grössere Rückzahlungen angekündigt. Sind das teure PR- und Marketingmassnahmen? Oder ist der Jojo-Effekt in Sachen Prämienentwicklung vorprogrammiert? SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen will, dass gerade auch in der Pandemie die Prämienzahler von den vielen Reserven profitieren. santésuisse-Präsident Heinz Brand hält dagegen, es sei grobfährlässig, die Reserven jetzt abzubauen, denn man wisse nicht, wie sich die Kosten für die Pandemie entwickeln. Im Ring von BOXENBERN ist kein Konsens abzusehen. Wie weiter?

Seit 1. Juni 2021 ist der Abbau von Reserven gem. Verordnung des Bundesrats einfacher geworden. Mit dieser Verordnungsanpassung soll ein Abbau der Reserven bei den Krankenversicherern mit zwei Massnahmen erreicht werden: Senkung der Mindestreserve von 150 auf 100 Prozent und mit einem knapperen Kalkulieren der Prämien. Gefightet wurde um die Höhe von Solvenzquoten, Systemfehler, Jojo-Effekt, populistische Forderungen, Belastung der Kassen in der Pandemie, Prämienverbilligungen, Forderung ans Parlament und anderes mehr!

SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen macht klar, dass die Versicherten zuviel bezahlt haben und die Reserven teilweise ein Volumen erreicht haben, welches eine Rückerstattung auch betriebswirtschaftlich problemlos ermöglicht. Dass etliche Krankenkassen nun auch freiwillig Reserven zurückzahlen, ist begrüssenswert, jedoch ein Tropfen auf den heissen Stein. Was störend ist, ist die Tatsache, dass dies freiwillig geschieht. Sie fordert Verbindlichkeit. Diese Verbindlichkeit wird auch in Vorstössen im Nationalrat gefordert. Die Prämienbelastung sei für viele Haushalte heute zu hoch. Darauf zielt auch die SP-Initiative ab, die fordert, dass kein Haushalt mehr als zehn Prozent des Einkommens für die Prämien aufwenden darf.

 

 

Für santésuisse-Präsident Heinz Brand ist klar, dass die Krankenversicherer betriebswirtschaftlich verantwortungsvoll handeln müssen. Nicht alle Kassen verfügen über das gleiche Polster. Wenn ein Reserveabbau freiwillig möglich ist, stellt er sich nicht dagegen. Massvoll ist seine Devise, denn auf die Krankenversicherer kommen Kosten zu, deren Entwicklung noch nicht in allen Facetten absehbar ist. Neue Gentherapien können pro Therapie mehrere hunderttausend Franken Kosten. Welche Kosten Long-Covid nach sich zieht, weiss im Moment niemand. Er plädiert deshalb für stabile Reserven. Eine differenzierte Diskussion und ein massvoller Umgang mit den Reserven wünscht er sich auch vom den Eidgenössischen Räten.

Tiefere Kosten und positive Entwicklung am Kapitalmarkt

Sogar in der Pandemie sind die Reserven gestiegen, dies obwohl die Versicherer bisher rund 700 Millionen Franken für die Bewältigung der Pandemie ausgegeben haben. Steigende Reserven heisst, dass die Krankenversicherer mehr Prämien einnehmen als sie für die Deckung der Kosten zu berappen haben. Was in der Diskussion im Ring nur am Rande berücksichtigt wurde ist die Tatsache, dass der Kapitalmarkt den Krankenkassen in den vergangenen Jahren sehr gute Renditen ermöglicht hat. Diese positive Entwicklung kann sich rasch wieder verändern, deshalb sei eher Vorsicht geboten, meint ein Gast am Ring.

Der nächste Schlagaustausch im Ring findet während der Dezember-Session 2021 der Eidgenössischen Räte statt.

 

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ExpertInnen:
Flavia Wasserfallen, Nationalrätin SP/BE, Mitglied SGK-NR
Heinz Brand, Präsident santésuisse, Alt Nationalrat
Moderation:
Geri Staudenmann, Inhaber santémedia AG, Moderator medizinischer und gesundheitspolitischer TV-Sendungen
Produktion:
Grazia Siliberti, Mitglied der Geschäftsleitung
Herausgeber:
santémedia AG, Bern, spezialisiert auf Kommunikation im Gesundheitswesen, realisiert seit 2001 eigene, redaktionelle medizinische und gesundheitspolitische TV-Sendungen und ist in der Schweiz Marktführerin in diesem Bereich.
Beitrag erstellt:
27.09.2021
Letzte Überprüfung:
24.08.2023

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