Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver übernimmt zusammen mit dem scheidenden Uni-Rektor Christian Leumann die Führung der Insel Gruppe in einer Übergangsphase. Das grösste Schweizer Spital hat eine Zerreissprobe hinter sich. Mit der Entlassung des CEO und des Medizinischen Direktors soll das Vertrauen zu den Mitarbeitenden wieder aufgebaut werden. In einem persönlichen Gespräch äussert sich Bernhard Pulver zu den Aufgaben eines Unispitals, zu Tarifen und Finanzen, zu Fehlern, die gemacht wurden, zu gelungenen Projekten und zur neuen Art der Führung, die er etablieren will.
Die Zeit, um die Trennung von Direktionspräsident Uwe Jocham und dem Medizinischen Direktor Urs Mosimann vorzubereiten, ist nun vorbei. Sie war belastend, gibt Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver unumwunden zu. Damit keine Vakuum in der Direktion entsteht, wird sofort die Übergangslösung mit Christian Leumann und Bernhard Pulver etabliert. Ziel: das Vertrauen der Mitarbeitenden wieder zu gewinnen und zu halten. Die Unzufriedenheit der Chefärzte war immer wieder Thema, auch in den Medien. Das Inselspital hat in den vergangenen Jahren erfolgreich grosse Projekte umgesetzt, so die Einführung eines Klinikinformationssystems oder der Umzug ins neue Anna Seiler Haus. Bernhard Pulver anerkennt, dass die Kader zu wenig involviert waren in diese Projekte und sieht darin einen wichtigen Grund für die Missstimmung im Haus.
Es braucht eine Führung, die klar sagt, wohin die Reise geht, wie Probleme gelöst werden, und Mitarbeitende einbezieht
Bernhard Pulver, Verwaltungsratspräsident Insel Gruppe AG
Unispital: Mission impossible?
Unispitäler generell haben einen enorm schweren Stand, denn sie müssen jederzeit Patientinnen und Patienten aufnehmen, auch dann, wenn andere Spitäler bereits voll besetzt sind. Sie leisten Spitzenmedizin, wenn andere nicht mehr helfen können. Ein grosses Problem sind die Tarife, die nicht kostendeckend sind. Bernhard Pulver bezeichnet die Situation im Sinne einer «Mission impossible». Die ökonomischen Probleme, die alle Spitäler haben, will Bernhard Pulver nun gemeinsam mit der Direktion anpacken. Effizienz in allen Bereichen und bei Prozessen sind ein wichtiger Schlüssel. Und er will erneut eine «klare Storyline», wie Pulver sagt. Wohin will das Inselspital, wie positioniert es sich, welches sind die Schwerpunkte für die Zukunft.