Seit August 2025 erhebt die USA 39 Prozent Zölle auf Schweizer Importe. Ein Schritt, der die Schweizer Tech-Industrie besonders hart trifft. Die zusätzlichen Abgaben belasten nicht nur einzelne Unternehmen, sondern gefährden die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Wirtschaftsstandorts. Themen wie Innovationskraft, Exportabhängigkeit und internationale Vernetzung müssen nun neu gedacht werden. Auf dem Sofa Jaune spricht David Staudenmann, santemedia, mit Stefan Brupbacher, Direktor von Swissmem, über die Auswirkungen dieser Entwicklung und mögliche Massnahmen.
Swissmem ist der Dachverband der Schweizer Tech-Industrie und vertritt die Branchen Maschinenbau, Elektro- und Metallindustrie. Dem Verband gehören 1470 Mitgliederfirmen an. Darunter sind 90 Prozent der grossen Unternehmen, aber auch ebenso viele KMU und Start-ups. Er setzt sich für wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und eine starke Berufsbildung ein. Mit den neu eingeführten US-Zöllen von 39 Prozent geraten die Mitglieder in eine schwierige Lage. Rund 15 Prozent der Produktion dieser Mitgliedsfirmen gehen in die USA. Einige Unternehmen mit hohem Marktanteil sind für den US-Markt unverzichtbar, während viele andere im direkten Wettbewerb mit Anbietern aus Deutschland oder Japan stehen. Dort bestehen keine vergleichbaren Handelsbarrieren, wodurch Marktanteile verloren gehen und mehrere zehntausend Arbeitsplätze gefährdet sind.
„Wir leben in einer neuen Welt, und in dieser Welt geht es der Exportindustrie schlecht. Jetzt müssen wir Lösungen finden, damit wir in der Schweiz unseren Wohlstand bewahren können.“
Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem
Industrie unter Druck
Die Schweizer Industrie befindet sich seit rund zwei Jahren in einer Krise. Die Aufträge gehen kontinuierlich zurück, was zu sinkenden Umsätzen führt. Zahlreiche Unternehmen greifen zu Kurzarbeit oder bauen Stellen ab. Dies geschieht, obwohl die Schweiz im europäischen Vergleich bislang als einziges Land keine Deindustrialisierung erlebt hat. Damit die industrielle Stärke erhalten bleibt, braucht es jetzt gezielte wirtschaftliche und politische Weichenstellungen. Stefan Brupbacher ist überzeugt, dass der Bundesrat in den Verhandlungen mit den USA gute Arbeit geleistet hat. Aus seiner Sicht ist es jedoch entscheidend, rasch eine Lösung zu finden. Angesichts der unsicheren Lage auf den internationalen Märkten müsse sich die Schweiz schnell auf die neuen 39 Prozent Zölle einstellen. Er betont zugleich, dass ein Vorteil der Schweiz im Handel mit den USA bisher darin lag, nicht Teil der EU zu sein. Die aktuelle Entwicklung zeige jedoch, dass auch die Schweiz von solchen Massnahmen hart getroffen werden kann.
Forderungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit
Swissmem fordert deshalb zehn Massnahmen zur Unterstützung der Exportwirtschaft. Zu den wichtigsten Punkten zählt laut Stefan Brupbacher die Verlängerung der Bezugsdauer von Kurzarbeit. Zudem müsse sich die Schweiz im einzigen wachsenden Markt in Europa, der Rüstungsindustrie, partizipieren können. Der Rüstungsmarkt in der Schweiz ist dafür aber zu klein und wir dürfen nicht exportieren. Das Parlament muss die Exportbestimmungen so schnell wie möglich anpassen, damit Lieferungen in Länder mit vergleichbaren Werten möglich werden. Wenn die Schweiz mit solchen Staaten über Freihandelsabkommen verfügt, während die EU dies nicht tut, entsteht ein Zoll-Vorteil. Swissmem fordert deshalb, dass neue Freihandelsabkommen rasch abgeschlossen werden und dass diese nicht durch ein Referendum verzögert werden. Als weiteren zentralen Punkt nennt er den Abbau von Bürokratie.





