Im Ring von BOXENBERN beim verbalen Schlagaustausch nehmen Gewerbeverband-Direktor Hans-Ulrich Bigler und Chefapotheker Spitäler fmi AG Enea Martinelli kein Blatt vor den Mund über langsame Behörden, Impfdebakel, zu frühe oder zu späte Öffnungsschritte, Verantwortung, Kakophonie, mediale Vernehmlassungen, Versorgungssicherheit. Und wie kommen wir aus der Pandemie heraus? Wirtschaft vs Gesundheit? So einfach machen es sich die Kontrahenten nicht.
Nein, Corona soll nicht unterschätzt werden. Vielen Menschen sei noch nicht klar, dass Corona keine Krankheit sei, die nur alte Menschen trifft, sagt Enea Martinelli, Chefapotheker Spitäler fmi AG und Vizepräsident Pharmasuisse. Er moniert, dass bereits geimpfte ParlamentarierInnen «aus der Deckung heraus» anders argumentieren. Die Politiker hätte man zuletzt impfen sollen, wirft er in den Ring. Auch Gewerbeverband-Direktor Hans-Ulrich Bigler nimmt die Pandemie sehr ernst. Doch obwohl gemäss BAG in 87 Prozent der Fälle nicht klar ist, wo die Ansteckung erfolgt, dürfen viele Betriebe nicht arbeiten. Bigler hat dafür kein Verständnis, denn solide Schutzkonzepte wurden erarbeitet.
«Anstatt die Ansteckungsketten zu unterbrechen, wird phantasielos die Wirtschaft heruntergefahren!»
Hans-Ulrich Bigler, Direktor Schweizerischer Gewerbeverband sgv
«Wir sind das Feigenblatt für etwas anderes, was dahinter stattfindet!»
Dr. Enea Martinelli, Chefapotheker Spitäler fmi AG, zur hochkomplexen Lieferkette der Impfhersteller und den Verzögerungen bei den riesigen Mengen, die der Markt aktuell verlangt.
Skala 1-10 – wie fähig ist die Schweiz in der Pandemiebekämpfung?
Wir haben bei National- und Ständeräten nachgefragt. Die Bevölkerung kommt gut weg, die Schweiz als Ganzes liegt im Mittelfeld. Bigler zückt mit Blick auf die ganze Schweiz die gelbrote Karte mit 3-4. Die versäumte Digitalisierung des Gesundheitswesens führt u.a. dazu, dass wir keine gesicherten, aktuellen Daten zur Verfügung haben. Die Lockdowns wurden sehr kurzfristig angekündigt und die Härtefallregelung hat bisher nicht das gehalten, was sie versprochen hat. Es dauere alles viel zu lange, sagt Bigler.
Der Bevölkerung stellt Martinelli eine gute Note aus. Doch über alles gesehen hat es auch aus seiner Sicht viel zu lange gedauert, bis «das BAG gemerkt habe, dass wir in einer Krise sind», sagt er. Man habe von Zeit zu Zeit einen «Gingg» geben müssen. Doch die Behörden seien lernfähig und einiges sei wirklich besser geworden, ergänzt er. Trotzdem sieht er, dass die Schweiz langsam abrutscht und der Zusammenhalt bröckelt. Das ist aus seiner Sicht gefährlich.
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Wir danken unseren Partnern Pfizer und Groupe Mutuel für die Unterstützung.