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Adipositas – was Sie wissen müssen

ExpertInnen: Dr. med. Markus von der Groeben

Adipositas ist eine Krankheit, die auch in der Schweiz in den letzten 20 Jahren stark zugenommen hat. Adipositas oder auch Fettleibigkeit genannt ist kein kosmetisches Problem, sondern kann der Auslöser von diversen Krankheiten sein.

Am 18. Mai 2019 findet der europäischen Adipositas-Tag (EOD) statt. Anlässlich dieses Tages hat santemedia.ch ein Interview geführt zum Thema Adipositas mit Herr Dr. med. Markus von der Groeben, Leitender Arzt Chirurgie, Adipositaszentrum Spital Muri.

Die Fragen von santemedia.ch hat Herr Dr. med. Markus von der Groeben im Mai 2019 mündlich beantwortet.

Bei Adipositas ist eine gesamtheitliche Betreuung mit einem interdisziplinären Team sehr wichtig

Dr. med. Markus von der Groeben Leitender Arzt Chirurgie, Adipositaszentrum Spital Muri

Was ist Adipositas?
Adipositas ist eine Ernährungs- und Stoffwechselerkrankung mit starkem Übergewicht, die sich in einer übermässigen Zunahme des Körperfettes mit krankhaften Auswirkungen zeigt.

Ab welchem Gewicht gilt man als adipös?
Übergewicht wird mittels des von der Weltgesundheits-Organisation WHO definierten Body Mass Indexes (BMI) bestimmt. Bis zu einem BMI von 25 kg/m2spricht man von Normalgewicht, zwischen 25 kg/m2 und 30 kg/m2 von Übergewicht und ab einem BMI über 30 kg/m2 von Adipositas.

Welche Krankheiten werden durch Adipositas begünstigt?
Die Folgen von Adipositas können Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), hoher Blutdruck (arterielle Hypertonie), Schnarchen, Dyslipidämie und hoher Cholesterinwert sein. Zusätzlich können vermehrt Krampfadern, Arthrose und Krebsarten vorkommen. Das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt ist erhöht. Adipositas kann dazu beitragen, dass Frauen Zyklusunregelmässigkeiten haben und weniger schnell schwanger werden. Die Fruchtbarkeit steigt aber wieder, wenn es der Frau gelingt, abzunehmen.

Wie kann Adipositas/Fettleibigkeit behandelt werden?
Als erstes wird die konservative Methode empfohlen, um das Gewicht zu reduzieren, das heisst, mehr Bewegung und eine Ernährungsumstellung, vorzugsweise im Rahmen einer Ernährungsberatung. Falls der gewünschte Erfolg nicht eintritt, ist ab einem Body Mass Index ab 35 kg/m2 eine Operation in Betracht zu ziehen. Man sollte vorher eine zweijährige adäquate Therapie zur Gewichtsreduktion erfolglos durchgeführt haben. Zusätzlich sollte die Operation in einem von der SMOB zertifizierten Zentrum erfolgen. Die operative Behandlung wird mittels Laparoskopie (Schlüssellochtechnik) durchgeführt und bietet mehrere Möglichkeiten an, wie z.B. der Magenbypass oder die Sleeve-Gastrektomie (Schlauchmagen). Die für den Patienten richtige operative Behandlung wird mit dem Team und dem Patienten im Vorfeld besprochen.

Sind adipöse Menschen mit Vorurteilen konfrontiert?
Ja, in unserer Gesellschaft ist Fettleibigkeit oder Übergewicht stigmatisiert. Disziplinfragen wie z.B. „iss doch weniger“ oder „mach mehr Sport“ sind allgegenwärtig. Adipositas wird nicht als Krankheit wahrgenommen, dem müssen wir entgegenwirken. Adipositas ist eine Krankheit, die erfolgreich behandelt werden kann.

Wann und wo sollte man sich professionelle Hilfe holen?
Übergewichtige oder adipöse Patienten, die gerne Gewicht verlieren wollen, sollten zuerst den Hausarzt aufsuchen. Weitere Ansprechpartner sind die Ernährungsberatung und Selbsthilfegruppen, speziell für Adipositas. In Adipositas-Zentren wird interdisziplinär Hilfe angeboten. Im Gespräch mit dem Patienten werden die Möglichkeiten aufgezeigt. Dabei wird entschieden, welche Therapie eingesetzt wird und ob eine Operation in Frage kommt. Der Patient und die Spezialisten agieren dabei als Team und entwickeln weitere Strategien zusammen.

Was ist die Zielsetzung des Adipositaszentrum des Spitals Muri?
Ziel ist es, dem Patienten eine gesamteinheitliche Betreuung zu bieten mit einem interdisziplinären Team von Ernährungsberatern, Physiotherapeuten, Medizinern und Chirurgen. Wichtig ist, der Krankheit Adipositas auf den Grund zu gehen. Zusätzlich sollten allfällige Krankheiten, welche durch die Adipositas entstanden sind, erkannt und behandelt werden. Durch die chirurgische Behandlung der Adipositas können diese adipositas-assoziierten Erkrankungen deutlich verbessert bzw. sogar geheilt werden. Aus diesem Grund wird die Bariatrische Chirurgie auch metabolische Chirurgie genannt. Es ist ausserdem sehr wichtig, die adipösen Patienten frühzeitig in einem Adipositaszentrum zu beraten, damit diese adipositas-assoziierten Erkrankungen (wie z.B. Diabetes mellitus Typ 2, hoher Blutdruck oder das Schnarchen – was zu einer Tagesmüdigkeit führen kann), gar nicht erst auftreten. Weitere wichtige Faktoren zur Bewältigung von Adipositas ist es, die Patienten ernst zu nehmen und die Stigmatisierung aussen vorzulassen.

 

 

Unsere Beiträge bieten Ihnen hochwertige und verlässliche Informationen. Dafür stehen namhafte Expertinnen und Experten, sowie die journalistische Sorgfalt eines erfahrenen TV-Teams.

ExpertInnen:
Dr. med. Markus von der Groeben, Facharzt FMH für Chirurgie, Leitender Arzt Chirurgie Adipositaszentrum Spital Muri
Moderation:
David Staudenmann, CEO und Mitinhaber santémedia AG, Moderator medizinischer und gesundheitspolitischer TV-Sendungen
Produktion:
Grazia Siliberti, Mitglied der Geschäftsleitung
Herausgeber:
santémedia AG, Bern, spezialisiert auf Kommunikation im Gesundheitswesen, realisiert seit 2001 eigene, redaktionelle medizinische und gesundheitspolitische TV-Sendungen und ist in der Schweiz Marktführerin in diesem Bereich.
Beitrag erstellt:
16.05.2019
Letzte Überprüfung:
02.04.2024

2 Comments

  1. Jan Berger

    Adipsoitas ist ein riesiges Tabu Thema in unserer Gesellschaft.
    Viele Menschen haben immer noch das Gefühl, dass Adipositas also Fettleibigkeit nicht eine Krankheit ist sondern nur mit zu viel Essen zu tun hat.
    Leider musste ich das am eigen Leib erfahren wie man als stark Übergewichtiger Mensch mit der Krankheit Adipositas diskriminiert wird.

    Reply

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